Porsche Macan
Das kleine SUV aus Zuffenhausen

Porsche erweitert sein Angebot. Nicht um einen Sportwagen, sondern um das SUV Macan. Das soll sich aber fahren wie ein Sportwagen. Und sieht deutlich besser aus als der Cayenne.

Natürlich geht es auf die Rennstrecke. Porsche hat schließlich einen Ruf zu verteidigen. Den des “Sportwagenbauers aus Zuffenhausen”. Aber das ist schon längst nicht mehr wahr. Nach Stückzahlen ist Porsche längst ein SUV-Hersteller. Mehr als die Hälfte der produzierten Porsche (2013: 162.000) ist hochbeinig, wiegt mehr als zwei Tonnen pro Stück und hört auf den Namen Cayenne.

Und jetzt der Macan. Nach Leipzig hat Porsche für Testfahrten geladen. Offenbar nicht wegen der Landstraßen in der Umgebung. Die werden stark von Lkws frequentiert, sind nicht besonders kurvenreich und verbinden Dörfer, die selten mehr als einen Kilometer auseinander liegen. In Leipzig steht aber ein Porsche-Werk mit Teststrecke. Wie der Macan da so vor dem Eingang des Besucherzentrums steht, sieht er tatsächlich gut aus. Der Cayenne wirkt ja immer ein wenig wie ein aufgepusteter Elfer (und der Panamera wie ein Cayenne, bei dem man die Luft abgelassen hat), aber der Macan ist straff und stämmig. Ohne Schwülstigkeit und mit einem wunderschönen Heck.

Kompakt nach Porsche-Art

Er wird in Leipzig produziert und soll uns auf der Teststrecke davon überzeugen, dass er, wie Porsche behauptet, der “Sportwagen unter den kompakten SUV” ist. Ist er nicht. Das kann man sagen, ohne ihn zu fahren. Der Macan ist nämlich 4,68 Meter lang. Damit überragt er den Audi Q5, auf dem er basiert um fünf Zentimeter oder den BMW X3 um drei Zentimeter. Das sind Mittelklasse-SUVs. Und natürlich starten die Preise des Macan erst dort, wo Q5 und X3 aussteigen, nämlich bei 57.930 Euro.

Es fühlt sich aber auch gut an, im Macan zu sitzen. Das fein belederte Armaturenbrett (Standard ist Kunstleder), die solide gearbeiteten Zierleisten und Luftausströmer, das Lenkrad, das eine leichte Abwandlung des Exemplars vom 918 Spyder sein soll, die gewohnt schicken Instrumente mit dem runden LCD-Bildschirm außen, die sportliche Sitzposition – all das ist ganz Porsche. Auch die vielen Knöpfe auf der Mittelkonsole sind typisch und verwirren allenfalls am Anfang.

Heimlich, still und leise

Beim Motorstart (klar, per Schlüssel links vom Lenkrad) hört man nicht viel. Weder beim Macan S, noch beim Macan S Diesel oder beim Macan Turbo. Selbst unter voller Beschleunigung geht es zwar bei allen drei Versionen vehement voran, es bleibt aber vergleichsweise still. Was in gewisser Weise das Porsche-Erlebnis schmälert. Eigentlich möchte man doch das Sägen eines Boxers hören, das sich zum Bellen steigert und kurz vor dem Drehzahlbegrenzer zum Kreischen wird. Oder wenigstens etwas mehr Charakter. Aber die V6-Zylinder im Macan bleiben dezent. Zumindest vorerst. Porsche testet bereits eine Sportauspuffanlage, die bald als Extra zu haben sein wird.

Auf der Rennstrecke aber gibt der Macan die Zurückhaltung auf. Nicht akustisch, aber fahrdynamisch. Ein Druck auf die “Sport-Plus”-Taste (gibt es nur mit dem Sport-Chrono-Paket) und das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe schaltet ein bis zwei Gänge runter, der Motor reagiert direkter aufs Gaspedal. In Verbindung mit dem adaptiven Fahrwerk PASM straffen sich außerdem die Dämpfer. Kommt noch das Porsche Torque Vectoring Plus (PTV Plus) zum Einsatz, soll nochmals die Agilität verbessert werden. Das ist viel Technik-Blabla, das sich vor allem in Fahrspaß niederschlägt.

Schiebender Allradantrieb

Der Macan geht für ein SUV beeindruckend agil um die Ecken. Das serienmäßige Allradsystem sorgt für massig Grip beim Herausbeschleunigen und Untersteuern ist dem Macan weitgehend fremd. Selbst wenn man etwas zu enthusiastisch in die Kurven hineinbremst, reagiert der immerhin 1,9 Tonnen wiegende Brocken noch präzise auf Lenkbefehle. Dabei ist der Allradantrieb porsche-typisch heckbetont ausgelegt. Und das merkt man. Vollgas am Kurvenausgang und der Macan verengt mit leichtem Schlupf an der Hinterachse die Linie. Selbst durch enge Wechselkurven kann man den Macan werfen, ohne dass er sich aufschaukelt.

Ein Elfer ist der Macan nicht, auch kein Cayman oder Boxster. Weiß Gott nicht! Aber für ein fast zwei Tonnen wiegendes SUV, das immerhin 1,62 Meter in der Höhe misst, sich also die Physik zum Feind macht, ist der Macan beeindruckend sportlich. Und ganz nebenbei auch auf Landstraßen und Autobahnen bis in höchste Geschwindigkeitsbereiche ausgesprochen komfortabel. Ein echter Porsche also.

Datenblatt Porsche Macan