Mazda MX-5
Öffentlicher Nahverkehr

Auch mit elektrischem Hardtop bleibt der Mazda MX-5 dem Spaß verpflichtet. Und die große Reise bleibt ihm weiterhin fremd. Aber das Stoffverdeck ist uns lieber.

Eigentlich gehört sich das nicht. So ein faltbares Hardtop aus Kunststoff fügt einem Roadster Dinge hinzu, die eigentlich nicht zur Idee der unverfälschten, auf das Wesentliche – nämlich den Fahrspaß – reduzierten Mobilität passen. Es treibt zum Beispiel das Gewicht nach oben (beim MX-5 um 35 Kilo), beeinträchtigt die Optik und kostet ganz nebenbei auch 2.400 Euro mehr. Da stellt sich die Frage: Was kann der Mazda MX-5 als Roadster-Coupé, was er als reiner Roadster nicht kann?

Ein bisschen komfortabler sein, zum Beispiel. Denn im MX-5 mit dem kleinen 1,8-Liter-Motor sind die Klimaautomatik und der Tempomat, die im separat erhältlichen Technik-Paket 900 Euro kosten würden, bereits enthalten. Doch auch mit Kunststoffhaube ist das Geräuschniveau bei Autobahn-Tempo noch recht hoch. Und die Lenkung, die auf kurvigen Landstraßen so wundervoll direkt agiert, bleibt hier immer noch ein bisschen nervös. Möglich, dass der MX-5 als Roadster Coupé eine Spur satter auf der Bahn liegt, aber das kann auch ein Placebo-Effekt sein.

Zäher Schlucker

Auf der Landstraße jedenfalls macht sich das etwas höhere Gewicht kaum bemerkbar. Kurven jeglichen Durchmessers nimmt der kleine Hecktriebler mit nahezu demselben Enthusiasmus und dem Go-Kart-Gefühl, das auch den Roadster auszeichnet. Links, rechts, über Kuppen, durch Senken, der MX-5 ist eines der spaßigsten Autos, die man so kriegen kann auf dem deutschen Markt. Lenkung, Fahrwerk und die große Portion frische Luft machen den MX-5 zu einem ganz feinen Paket.

Allerdings hat der 1,8-Liter-Benziner keine Empfehlung verdient. Mit seinen 126 PS und 167 Newtonmetern Drehmoment hat er Mühe, den mit knapp 1.200 Kilo gar nicht mal so schweren MX-5 auf Landstraßentempo zu beschleunigen (der Sprint dauert 9,9 Sekunden). Was vielleicht zu verschmerzen wäre, wenn er wenigstens sparsam wäre. Ist er aber nicht. Mit weniger als neun Litern sind die 100 Kilometer kaum zu schaffen, im Stadtverkehr und auf der Autobahn genehmigt sich das Aggregat auch gerne um die elf Liter.

Es wird also Zeit, dass Mazda dem MX-5 mit moderneren Motoren auf die Sprünge hilft. Zwar ist der 2,0-Liter-Motor (160 PS) deutlich spaßiger, effizient ist er aber auch nicht. Und beide wurden bei der letzten Modellpflege nicht angefasst. Auch sonst wurde wenig gemacht, lediglich die Nebelscheinwerfer sitzen in leicht veränderten Öffnungen.

Schnelle Handarbeit

Aber Mazda tut ja auch gut daran, das Grundkonzept des MX-5 unangetastet zu lassen. Natürlich ist beim Platzangebot Kompromissbereitschaft gefragt. 150 Liter Kofferraumvolumen und keine nennenswerten Ablagen im Passagierraum verlangen Disziplin beim Packen – wobei das Coupé dem Roadster hier in nichts nachsteht.

Autos, die alles Mögliche auf einmal können wollen, gibt es ja genug. Der Mazda MX-5 kann eben nur eines wirklich gut: Spaß machen auf der Landstraße. Das allerdings kann er mit Stoffdach eher noch besser als mit dem aus Kunststoff. Es lässt sich so leicht mit einer Hand betätigen, dass es schneller auf und zu ist, als der Elektromotor das beim Hardtop in einer Richtung erledigt (zwölf Sekunden dauert das elektrische Öffnen beim Roadster Coupé). Und anhalten muss man ohnehin, um die Sonne reinzulassen. Es bleibt also dabei: Zum Roadster gehört das Stoffdach.

Alternativen

Mini Roadster

Mit 3,73 Metern ist der Mini schön kurz und bietet ebenfalls nur Platz für zwei Personen, aber mit 240 Litern ist der Kofferraum größer. Agiles Fahrverhalten, auch als Cooper mit 1,6-LiterBenziner (122 PS) für viel Spaß gut. Das manuelle Stoffverdeck ist schnell geöffnet.
Preis: ab 22.600 Euro.

Peugeot 207CC

Der 1,6-Liter-Motor (120 PS) verhilft dem Franzosen wegen des hohen Gewichts (1,4 Tonnen) zu eher trägen Fahrleistungen (0 –100 km/h in 11,2 Sekunden). Das Stahldach öffnet elektrisch und verringert dann das Kofferraumvolumen von 370 auf 145 Liter.
Preis: ab 20.050 Euro.

Audi TT Roadster

Preislich und von der Qualität der Interieur-Materialien spielt der Audi TT mit Stoffdach in einer anderen Liga. Mit 160 PS aus dem 1,8-TFSI-Motor ist er nominell ziemlich flott, beim Fahrspaß kommt er aber nicht an den Mazda heran. Der Kofferraum fasst 250 Liter.
Preis: ab 32.900 Euro.

Datenblatt

Dieser Artikel erschien am 30. März 2013 in der Berliner Zeitung.